Betrieb - 03.11.2014
Automatische Kontrollen sparen Zeit bei Ein- und Ausfahrt
Mit Gate geht's gut

Mit GATE sollen die durchschnittliche Verweilzeit der Lkw an den Toren reduziert, Prozessabläufe optimiert und Transparenz erhöht werden. Das System ist jetzt an allen drei CHEMPARK-Standorten verfügbar.
Ganz entspannt rollt Denis Heckendorf in seinem 18-Tonner über den Autohof in Dormagen, lenkt seinen Brummi mit 3 km/h über die vorgesehene Check in-Spur. Eine kurze Registrierung per Fingerabdruck und Flow-Card am höhenverstellbaren Computer-Terminal – und schon erhält er "druckfrisch" seine Begleitformulare für den vorgesehenen Ladeauftrag im CHEMPARK. Ganze drei Minuten hat der Prozess gedauert.
"Beim konventionellen Prozess brauche ich mit Fußweg, Wartezeiten und händischem Ausfüllen rund 30 Minuten. Die neue Methode ist ohne lange Wartezeiten komfortabel direkt vom Führerhaus aus zu bewerkstelligen", sagt der Fahrer der Spedition Filzhut. Der Name der automatisieren Lkw-Abfertigung vor den CHEMPARK-Toren: GATE.
Zunahme des Strassenverkehrs braucht moderne Logistik
Rund 480.000 Transporte sind an den Niederrheinstandorten pro Jahr für Produktanlieferungen und -abholung logistisch zu meistern. "Unterschiedliche Studien prognostizieren eine Zunahme der Transporte, insbesondere im Straßenverkehr. Dies bestätigen unsere Kunden im CHEMPARK, sodass wir mit bis zu 700.000 Transporten im Jahre 2020 an den CHEMPARK-Standorten Dormagen, Leverkusen und Krefeld-Uerdingen rechnen", erklärt Anja Theisen, Mitarbeiterin Vertrieb & Innovation bei Chemion.
Um das steigende Transportvolumen bei begrenzt erweiterbarer Infrastruktur von logistischer Seite auch in Zukunft top abwickeln zu können, haben sich die Hauptinitiatoren CURRENTA, Chemion, Bayer MaterialScience und LANXESS nach einer ersten Testphase für den Einsatz von RFID-Technologie zur Beschleunigung der LKW-Abfertigung entschieden. Nach dem Pilotstart in Krefeld-Uerdingen vor einem Jahr und der erfolgreichen Umsetzung in Leverkusen im Februar 2014 wurde das innovative Konzept im Juni dieses Jahres am Standort in Dormagen eingeführt.
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Das Ziel von GATE, so der Name des Projektes: die durchschnittliche Verweilzeit der Lkw in den CHEMPARK-Standorten um ca. 60 Minuten zu reduzieren, die Prozessabläufe zu optimieren, und eine höhere Transparenz zu schaffen. Dies sichert die Ver- und Entsorgung der CHEMPARK-Kunden. Auf diese Weise erhöht sich die Attraktivität des CHEMPARK und steigert die Wettbewerbsfähigkeit für Verlader und Spediteure.
"Nutzt ein Fahrer nicht den GATE-Prozess, muss er sowohl beim Einchecken als auch beim Auschecken zur Abfertigung an einen unserer Schalter kommen. Die Schalterabfertigung bringt meist Wartezeiten mit sich. Relevante Prüfkriterien, wie zum Beispiel Gültigkeit des Führerscheins oder des Ausweises, werden jedes Mal abgeprüft", erläutert Falk Mellentin, Projektleiter GATE, den konventionellen Prozess.
"Mit GATE wird das Fahrzeug bei der Einfahrt in die GATE-Spur anhand von sogenannten RFID-Tags identifiziert, die an allen Fahrzeugkomponenten montiert sind. Zusätzlich identifiziert sich der Fahrer mit einer Flow-Card und biometrisch mittels Fingerabdruck", fügt Mellentin hinzu. Die Folge: In Sekundenschnelle gelingt die sichere Zuordnung von Fahrzeug und Fahrer zu den entsprechenden Versandaufträgen.
Parken, Aussteigen und Schalterabfertigung entfallen. Elektronisch kontrolliert der Werkschutz bei der Einfahrt an den Toren, ob alle Daten und logistischen Schritte ordnungsgemäß erledigt worden sind.

Begleitet wurde die Installation durch die optimierte Gestaltung der Verkehrsführung auf den Autohöfen. Besonders in Dormagen gehen technische Einfahrtabwicklung und Verkehrsfluss in besonders optimaler Weise Hand in Hand: Hier wurde die Verkehrsführung verändert und in Form eines Kreisverkehrs gemäß der logistischen Abläufe gestaltet.
Zudem werden die Fahrzeuge direkt auf den vier GATE-Spuren während des Registrierungsprozesses gewogen – ein zusätzlicher Zeitgewinn. "Der Umbau der Autohöfe und Verkehrswege ging hier Hand in Hand mit den Installationsarbeiten von GATE", erklärt Hans-Joachim Rohr, Leiter Infrastruktur CURRENTA in Dormagen. "Aus diesem Grund konnten wir in Dormagen mit GATE im Vergleich zu den anderen Standorten erst etwas später starten“, fügt Mellentin hinzu.
Dafür bestand Gelegenheit, aus den Erfahrungen der anderen Standorte zu lernen und in die Planung mit einfließen zu lassen. "Die Erfahrungen nach einem Jahr GATE sind durchweg positiv. Erste Kinderkrankheiten, vor allem in IT-technischen Bereichen, konnten wir abstellen. Auch bei unseren Mitarbeitern stößt die Arbeitsweise und Koordinationsaufgabe auf gutes Feedback," sagt Sascha Carsten Marten, Teamleiter Expedition Dormagen.

Mit GATE gehört der CHEMPARK mit zu den Branchenvorreitern. Damit unterstreicht CHEMION sein Engagement für eine nachhaltige Gesamtlogistikstrategie und geht gezielt auf die Kundenwünsche ein.
Inzwischen nutzen über 400 Fahrer die GATE-Systematik, über 1.650 Fahrzeugkomponenten sind registriert. Nach Bayer MaterialScience nutzt auch Bayer CropScience seit September das System. LANXESS steigt als Mitinitiator voraussichtlich im vierten Quartal 2014 ein. "Von weiteren Kunden gibt es bereits Anfragen. Je mehr Kunden und Spediteure mitmachen, umso größer sind die Vorteile für alle Seiten", fügt Theisen hinzu.
Noch sind nicht alle Warenströme über GATE abzuwickeln. "Wir arbeiten an technischen Möglichkeiten, um beispielsweise in einer Fahrt mehrere Verladestellen im CHEMPARK anfahren zu können oder auch Wechselbrücken mit GATE zu erfassen. Technisch ist das bald möglich. Wir arbeiten daran, unsere konstruktive Zusammenarbeit über Firmengrenzen hinweg weiter fortzusetzen und im Sinne der Vorteile für alle Seiten an einem Strang zu ziehen", betont Udo Gruhn, Sales Management bei star/trac, die für technische Lösungen zuständig sind.
Und tatsächlich konnten die anvisierten Zeitvorteile erreicht werden: In knapp zwei Stunden – eine Stunde früher als bei konventioneller Abwicklung – rollt Denis Heckendorf wieder mit seinem Lkw an und verlässt ganz entspannt mit erfülltem Auftrag den CHEMPARK.
Das sagen die Beteiligten:

"Das Projekt GATE ist für Bayer MaterialScience enorm wichtig, um unsere Wettbewerbsfähigkeit und Zuverlässigkeit zu steigern. Denn jede Stunde, die die Lkw unnötig im Werk verbringen, kostet uns Geld, das sich in Frachtkosten und Standgeldern niederschlägt. Eine schnelle Lkw-Abfertigung an den Autohöfen gehört mit zu den Voraussetzungen, um unsere Ladestellkapazitäten effizient auszunutzen."

"GATE ist für uns ein strategisch wichtiges Projekt. Wir versprechen uns, die künftig zu erwartende steigende Anzahl von Lkw besser und kostengünstiger abzuwickeln und die Zeitaufwände senken zu können. Obwohl wir uns in einem komplexen Umfeld mit teilweise unterschiedlichen IT-Strukturen bewegen, ist die Zusammenarbeit mit den CHEMPARK-Partnern sehr gut. In intensiven Abstimmungsrunden haben wir uns gegenseitig offen über den Entwicklungsstand und die Herausforderungen informiert, Entscheidungen gemeinsam getroffen und gemeinsam getragen.
Nach umfangreichen Tests und dem Wechsel des Transportmanagementsystems starten wir im vierten Quartal dieses Jahres operativ mit GATE. Wir sind zuversichtlich, dass wir und unsere Logistikpartner von den Vorteilen profitieren werden."

"Dank der sehr guten Zusammenarbeit aller beteiligten Unternehmen konnten wir eine funktionierende Standardlösung etablieren, die an den drei Standorten gut funktioniert und auf positives Feedback trifft. Mit den gemeinsamen Anstrengungen haben wir auch komplizierte Detailarbeiten in wichtigen Feldern wie IT Sicherheit, Datenschutz oder Systemschnittstellen sicher umgesetzt.
Wir arbeiten nun an zusätzlichen technischen Erweiterungen, um als Zukunftsvision wirklich alle Warenein- und -ausgänge über GATE abwickeln zu können. Hier wäre es zum Beispiel möglich, auch den Übersee-Verkehr mit einzubeziehen oder Teilladungen für unterschiedliche Kunden in einem Prozess bewerkstelligen zu können. Darüber hinaus streben wir auch eine grundsätzliche Vereinheitlichung der Logistikprozesse in der Branche an."
Fotostory: So funktioniert GATE
Auf einen Blick:

- Zeitersparnis von rund 60 Minuten bezogen auf die gesamte Verweilzeit im CHEMPARK für alle Transporte
- Erhöhung der Abfertigungskapazitäten
- Transparente Echtzeit-Dokumentation
- Verringertes Fehlerpotenzial
- Transparenter Logistikprozess
- Sicherung des Frachtraums und somit Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
- Zunahme der Attraktivität der CHEMPARK-Standorte

- Transporte: 480.000 pro Jahr, 1 Million Versandaufträge pro Jahr
- Bisherige Nutzer: Bayer MaterialScience, LANXESS (ab November 2014), Bayer CropScience
- Registriert: 400 Fahrer, über 1.650 Fahrzeugkomponenten
- Investition in die Gesamtlogistik von CURRENTA und Chemion: Rund 4 Millionen Euro