Netzwerke 23. Oktober 2018
Würfeln nach Plan
CUBE-isten verfeinern die Kunst des Projektmanagements

Projekte sind nicht nur technisch, sondern oft auch organisatorisch eine Herausforderung – wenn verschiedene Arbeitsweisen aufeinander treffen und Unternehmen auf einmal sehr eng zusammenarbeiten müssen. CURRENTA und die Bayer-Division CropScience haben diese Aufgabe beim Ausbau der Produktionskapazitäten im CHEMPARK Dormagen erfolgreich bewältigt und dabei viel voneinander und dazu gelernt.
Der Würfel ist gefallen und zeigt die volle Punktzahl. Denn CUBE, das Gesamtprojekt von Bayer-Division CropScience, Bayer Engineering and Technology und CURRENTA, wurde vor kurzem im Zeitplan sowie deutlich unter Budget abgeschlossen. Beide Seiten haben bei „CURRENTA unterstützt BCS-Entwicklung“ (CUBE) gelernt, auf Projektebene noch effizienter und vertrauensvoller zusammen zu arbeiten. Eine große Rolle für den erfolgreichen Projektabschluss spielte der „Gate“-Prozess, der hier erstmals konsequent angewendet wurde, um in entscheidenden Phasen zu überprüfen, ob sich das Projekt noch nach Plan entwickelt.
Der Würfel ist geworfen
Der Würfel kam Mitte 2014 ins Rollen. Um das starke Marktwachstum begleiten zu können, hatte der Teilkonzern Bayer CropScience angekündigt, in den darauf folgenden Jahren in Wirkstoffbetriebe und Logistik am CHEMPARK-Standort Dormagen zu investieren. Für die CURRENTA als Standortbetreiber sowie Ver- und Entsorger war klar, dass sie dieses Wachstum durch Investitionen in die Infrastruktur begleiten und dies durch entsprechende Verträge mit Bayer absichert. Darüber hinaus zeigte sich bei CUBE, dass die Komplexität des Gesamtprojektes eine noch viel engere und individuellere Zusammenarbeit als zuvor erforderte.

"Wir haben als traditioneller Anlagenbetreiber Neuland als Anlagenplaner beschritten. Dabei mussten wir eine völlig neue Struktur der Projektorganisation schaffen, die den technischen Teil enger mit dem wirtschaftlichen verzahnt. Kein Teilprojekt bekam bei CUBE eine Investgenehmigung, bevor nicht mit Bayer eine vertragliche Vereinbarung getroffen war und der Business-Case für diese Investition stand. Für die CURRENTA markierte CUBE aber auch einen Kulturwechsel. Wir haben hier gelernt, dass mehr Vertrauen durch eine frühere, bessere Kommunikation und mehr Transparenz, neben dem technischen Know-how entscheidend sind, um Projekte noch effizienter zu realisieren."
Um die Produktionssteigerung des wichtigen Dormagener Kundens zu ermöglichen, mussten Kapazitäten sowie Dienstleistungen in nahezu jedem CURRENTA-Geschäftsfeld, vor allem bei Umwelt, ausgebaut und teils sogar völlig neu geschaffen werden.
Konkret entstanden durch CUBE zwölf Projekte in den fünf Teilbereichen Abwasserreinigung (Projektleiter Lars Szuka), Kälteversorgung (Projektleiter Holger Gedanitz), Erweiterung des Ammoniakkältenetzwerkes (Projektleiter Roland Klein), Verbrennung/Entsorgungslogistik (Projektleiter Florian Wiedemann) sowie Rohrnetzerweiterung (Projektleiter Maik Herrmann). Diese galt es mit zum Teil bis zu acht Unterprojekten zu managen sowie im Gesamtterminplan aufeinander abzustimmen.

Sinnvolle Projektstrukturen und gute Kommunikation zahlten sich aus
Zunächst etablierten Bayer Technology Services (heute: Bayer Engineering and Technology), Bayer CropScience und CURRENTA gemeinsam Gesamt-/Teilprojektstrukturen und optimierten die Kommunikation zwischen Projekten sowie Stakeholdern. So offenbarten sich rasch Unterschiede, zum Beispiel im Hinblick auf Bedarfe beim Projektmanagement oder Reporting, die im Projektfortlauf berücksichtigt wurden.

"Der Würfel symbolisierte auch das in sich geschlossene Gesamtbild, quasi die Einheit, die wir als Projektteam und -beteiligte bei CUBE benötigen.“ Natürlich war die enge Kooperation manchmal auch sehr anstrengend. Schließlich mussten Abteilungen, Arbeitsweisen und Prozesse in einer Tiefe zwischen Bayer und CURRENTA sowie intern aufeinander abgestimmt und synchronisiert werden, wie dies zuvor nie geschehen war. Dies bot aber auch den Raum dafür, sich noch besser zu verstehen, kennen sowie voneinander zu lernen."
Gate-Prozess bewährte sich im CUBE-Projektmanagement
Den Begriff Gate kann man dabei wörtlich nehmen: An wichtigen Entscheidungspunkten eines Projektes werden beim „Gate“-Prozess die Arbeitsergebnisse des Projektteams durch den „Gate-Keeper“ auditiert. Nur bei positivem Ergebnis erlaubt der Torwächter dem Projekt das Gate (Portal) zu durchschreiten und in die nächste Bearbeitungsphase einzutreten.
Beim CUBE-Projekt war Gesamtprojektleiter Dr. Norbert Schweigler ressourcenbedingt in Personalunion auch „Gate-Keeper“. Deshalb unterstütze ihn bei dieser Aufgabe Projektsteuerer Jörg Brodehl von der Firma Thost. Mithilfe des Vier-Augenprinzips wurde somit sichergestellt, dass der Projektfortschrit auch in dieser Konstellation an jedem Gate ausreichend durchleuchtet wurde. Der erfolgreiche CUBE-Abschluss ist dafür der beste Beweis.
"Der Erfolg des CUBE-Projektes basiert nicht allein auf optimal realisiertem Projektmanagement. Vor allem Transparenz, Offenheit und Vertrauen, die sich im Laufe des Großprojektes zwischen den Partnern entwickelten, leisteten einen wichtigen Beitrag", bilanziert Dr. Norbert Lui, Bayer Site Manager Dormagen.
CURRENTA setzt „Lessons Learned“ aus CUBE-Projekt konsequent um
CUBE hat sich inzwischen zu einem Synonym für systematische und strukturierte Projektarbeit bei CURRENTA entwickelt. Die gesammelten positiven Projektmanagement- Erfahrungen mit dem hier erstmals eingesetzten „Gate“-Prozess sollen künftige Investitionsprojekte des CHEMPARK-Managers noch erfolgreicher machen.

"Der Gate-Prozess gilt als der industrielle Best Practice-Standard für das Projektmanagement in Investitionsprojekten", erklärt Wolfgang Olges, der seit Juni 2018 als „Gate-Keeper“aktiv den Rollout des Prozesses verantwortet. Zukünftig wird der Gate-Prozess in allen relevanten Investitionsprojekten der CURRENTA angewendet.
Erfahrungsgemäß ist für den Projekterfolg vor allem die Projektdefinition entscheidend, bei der Ziele, Organisation und Businesserwartung festgelegt werden. Deshalb legt der Gate-Prozess auch auf diese Projekt-Phase seinen Schwerpunkt. Der Gate-Keeper behält danach als unabhängige Instanz die Projektentwicklung im Blick. Das Motto dabei ist: Das Richtige zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Qualität erledigen.
Wolfgang Olges, der als Ingenieur über mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung in Industrie und Projektmanagement verfügt, ist als Gate-Keeper sozusagen ein Projekt-TÜV, der sich um die Qualitätssicherung in den einzelnen Planungs- und Bauphasen der großen Projekte kümmern wird.